Marusha
Wer sich auf Marusha einlässt, sollte bereit sein.
Legenden haben immer zwei Möglichkeiten: Verwalten oder wagen. Die Biographie von Marusha ist dabei ganz klar aufs Wagnis ausgelegt. Ihren Status Quo als Ravelegende zu verwalten, ist nicht ihre Sache, ganz im Gegenteil: Wenn es keine Herausforderung ist, dann ist es nichts für die Djane, die schon 1989 den ersten Technoclub in Nürnberg gegründet hat und von da aus zu einer Ikone ihrer Subkultur wurde.
Ihr neues Album „Rave Satellite“ ist der Versuch, alles abzubilden, was die Musikerin Marusha genau jetzt, im Jahr 2018, ausmacht. Und wer Marusha kennt, der weiß, dass die Musikerin nicht ohne den Menschen denkbar ist. Ihre Musik ist ein Ausdruck dessen, wo sie gerade steht. Und das ist im aktuellen Fall ganz bemerkenswert, denn „Rave Satellite“ ist gleichermaßen Ausblick und Rückschau. Das Album ist bewusst Old School – aber man darf nicht in die Falle tappen und jetzt an eine Retro-Platte denken. Genau diese Falle umschifft Marusha großzügig.
Marushas große Leidenschaft war schon immer der Breakbeat. Die komplexen Rhythmus-Strukturen dieser, vor allem aus England und Südspanien kommenden Musik, haben es ihr schon immer angetan. Aber Deutschland ist kein Breakbeat-Land: Auch wenn sie es gewagt hat, einst bei der Love Parade ein zwanzig-minütiges Breakbeat-Set zu spielen, ist dieser Stil hierzulande eher ein Randphänomen. Doch es ist nie zu spät, daran etwas zu ändern. Und die Zeit ist gekommen: War sie alle die Jahre mit der hierzulande verfügbaren Studiomöglichkeit nie zufrieden und der Überzeugung, ein ähnliches Resultat wie englische Produktionen nicht erreichen zu können, hat sich das nun – endlich – geändert.
Marusha ist bereit, setzt die Kopfhörer auf, breitet die Arme aus und nimmt uns alle mit. Zeigt uns, was ihr so gut gefällt. Will aber niemand ausschliessen, sondern eine Ebene öffnen, einen Zugang zu einer Musik, die viele Deutsche immer noch für zu verrückt und untanzbar halten. „Rave Satellite“ hieß auch Marushas Radiosendung, in der sie die Hörer siebzehn Jahre lang jeden Samstag Abend mit Musik im Mix verwöhnte. Dort spielte sie selber oder lud sich prominente DJ-Gäste ein, um die Hörer mit einem Mix höchster Rave-Tauglichkeit ins Wochenende zu schicken. Und auch wenn die Radioshow Geschichte sein mag, der Titel ist es nicht, sondern bekommt jetzt neues, aufregendes Leben eingehaucht. Und so kreist der „Rave Satellite“ über den Köpfen der Hörer. Schon der Album-Opener zeigt, wohin die Reise geht: Mag sich manch einer beim orchestralen Intro noch wundern, was hier los ist, schiesst einem nach der Erklärung des Satelliten sofort die messerscharfe Snare um die Ohren und es ist klar: Marusha macht ernst.
Man hat sofort den Geruch der Nebelmaschine in der Nase, sieht die Strobolichter vor dem geistigen Auge zucken und wünscht sich auf den Dancefloor, um das zu tun, was man zu diesem Sound machen muss: tanzen. Die Messlatte, die der erste Song legt, wird vom Album Track um Track erhöht. „Touches me“ ist allerfeinster Breakbeat, dem man anhört, von jemandem produziert worden zu sein, die diese Musik studiert hat, sie in- und auswendig kennt. Die Pianofläche hallt romantisch über den Song, während der Beat nicht nur herrlich Old School vorantreibt, sondern sich sogar den Luxus gönnt, die Snare gelegentlich stolpern zu lassen, nur um sie dann gleich wieder aufzufangen. So könnte man das Album Track für Track feiern, jeder Song feiert die Energie und Power, die ein Breakbeat einem Four-To-The-Floor-Stampfer grundsätzlich voraus hat.
Marusha bedient sich aller Facetten, die der Sound bietet und macht so ein Statement, eine Platte, die es schafft, mitzureissen – auch, wenn man mit dem Genre noch nie was am Hut hatte. Tracks wie „Supernova“ oder „Deep“ sind präzise Breakbeat-Studien, aber kein bisschen verkopft – im Gegenteil. Ein Track wie „Desolator“ lässt nachempfinden, warum Prodigys „Firestarter“ einen so umgehauen hat. Und mit „Du“ hat es auch ein deutschsprachiger Song aufs Album geschafft, der locker die neue Lust an deutschen Songs mit Marushas Lust auf Breakbeat verbindet. „Über Musik zu reden, ist wie zu Architektur zu tanzen“, heißt ein alter Spruch. Aber er passt perfekt zu „Rave Satellite“. Dieses Album will das tanzende Herz erobern. Und wenn man das nur ein bisschen öffnet, schafft es das mit links. Bleiben wir gespannt, was Marusha uns noch alles zeigen möchte. „Rave Satellite“ ist der Beweis: Sie ist noch lange nicht fertig. Manche Legenden wagen eben immer alles. Und genau das ist Marusha. Immer überraschend anders!
IF YOU‘RE UP FOR VENTURING INTO MARUSHA‘S MUSIC, BE READY!
Be ready to drift away with the music. Be ready to leave the here and now behind and surrender yourself to her unconventional and progressive tracks. Marusha cannot be connected to just one specific music style. The successful DJ likes stepping out of line and she delights the audience with her chameleon-like changeability. As a musician who has been travelling the whole world for almost three decades, she particularly likes to observe. The essence of her impressions flow subtly into her music which makes her unique. This may be one of the reasons why this experimental artist is so versatile and why she has established a permanent place in the international music scene. This is also confirmed by the number of prestigious music awards she received over the years. Marusha defines herself, above all, with her love to music. And that for 30 years. She started as an owner of a techno club, which she opened with a good friend in Nuremberg in the late 80’s. In the early 90’s she started an unprecedented, 17 year long career as a radio host with her radio program “Rave Satellite”. At first at DT 64, which was a youth radio station of the former GDR, later at the DT 64’s successor called Rock Radio B, and last but not least at Radio Fritz. Simultaneously, she also hosted the TV show “Feuerreiter” from 1993 to 1996, which was produced by her and Ulrike Licht. This was the first youth lifestyle show which was broadcasted by ORB and subsequently by ARD. Inspired by her creative work, she finally started producing her own tracks, which she later played in over 54 countries during her live DJ sets. And a short time later, she inspired and influenced a whole generation as a techno DJ. Wordwide. She achieved a huge breakthrough with the 4th single release „Somewhere over the rainbow“ and this track became a worldwide hit. Since then, Marusha has produced 7 studio albums and is currently working on her 8th, which will be released in 2018. Although the name of the album might suggest otherwise, “Rave Satellite” will be a Breakbeat/Drum&Bass journey through Marusha’s musical universe. And this is exactly how Marusha is: always surprisingly different!
MARUSHA LIVE
02.11.2024 Outside World – Fun Park – Hannover (Old-school)
30.11.2024 God save the rave – Halle (Techno & Old-school)
08.02.2025 LAVA – Z-Bau Nürnberg (Techno)